WAZ

7. Februar 2012


Poet Knödelschorsch


Dorsten hat Krimi-Potenzial

Newcomer - Autorenlesung im Cornelia-Funke-Baumhaus

Dorsten

"Dorstens prachtvolle Einkaufsstraße am Kanal" und der "Boulevard von der Schiffbauerstrasse zur Innenstadt" -- die zwei Ortsbeschreibungen von Ulrich Th. Rath bei der Lesung seines Wissenschaftskrimis "Die Spur der Savants" sorgten für heiteres Schmunzeln. Fünfzig Zuhörern hatten am Freitag ihren Weg ins Baumhaus zur Newcomer Lesung gefunden.

Da war wohl der Wunsch vieler Dorstener Vater der Gedanken des 60-jährigen Germanisten, der hier sein erstes Buch vorstellte. Der "Cosmo-Polit des Ruhrgebiets", wie sich Dr. Ulrich Schmidt selber nennt, war zwölf Jahre in Dorsten als Bewerbungsberater tätig, jetzt schreibt er unter dem Pseudonym Th. Rath.So gut kennt er die Stadt, dass er sie zum Ausgangspunkt eines Krimis-Erstlings über Hochbegabte gemacht hat, die danach quer durch Europa führt.

Bodenständiger und heimeliger wurde es beim zweiten Schriftsteller des Abends. Hans-Georg Karl las aus seiner Poesie-Anthologie "Wärme". Zahlreiche Gedichte, meist in freier Metrik, erzählen von Liebe, Glück und Beziehungen. Der seit 2003 in Deuten wohnende Wuppertaler hat noch eine andere Leidenschaft: Das Kochen. Als Sohn eines Österreichers sind Knödel das Objekt seiner Begierde, vorrangig Zwetschgenknödel. Die Geschichte über die Versuche seiner Mutter aus dem Ruhrgebiet, das Lieblingsgericht des Gatten zu kochen, erzählte Karl bereitwillig. Für Nachahmer hat er eine Webseite mit Rezepten eingerichtet, die seinen Spitznamen trägt: Knödelschorsch.

Mit dem dritten Autor des Abends wurde es wieder kriminalistisch. Jacqueline Reese aus Hervest erlaubte mit der Lesung aus "Spitzberch" Einblicke in den Plot des Geschehens und in die Szenerie des oberfränkischen Kulmbach. Da die Dorstenerin sich am liebsten dorthin in eine Waldhütte zum Schreiben zurückzieht, lag es nahe, ihren ersten Roman dort anzusiedeln. Kurzweilig war diese Präsentation, weil der Schauspielpädagoge Michael Schmidt als gebürtiger Oberfranke den Protagonisten Kommissar Lux mit passendem Dialekt vorstellte. Und selbstverständlich hörte sie auf, als es richtig spannend wurde. Was wird Kommissar Lux wohl in der Höhle im Wald finden…?

"Dorsten hat viel schriftstellerisches Potenzial", stellte Anke Klapsing-Reich vom Baumhaus fest. Die nächste Newcomer-Lesung wird im Herbst sein. Wer sich melden möchte, sollte das Baumhaus kontaktieren.

Werner Wenig vom LAD lud zum Wettbewerb "Dorstener Lesezeichen" ein. Dieser ist auch an Kinder und Jugendliche gerichtet, für die es eigene Kategorien gibt:
www.literarischer-arbeitskreis-dorsten.de

Text: Barbara Seppi, Foto: André Elschenbroich

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